Projekt Beschreibung

BASILIUS-KATHEDRALE




Beschreibung

Das Wichtigste zur Basilius-Kathedrale in Kürze

Neben dem Kreml ist die Basilius-Kathedrale das architektonische Highlight und das häufigste Postkartenmotiv Moskaus. Mit ihrer farbenprächtigen Fassade und ihren bunt-verspielten Zwiebeltürmen ist die Kathedrale eines der Wahrzeichen und selbstverständlich auch eines der beliebtesten Fotomotive der russischen Hauptstadt. Seit 1990 zählt das Ensemble des Kremls mit der Basilius-Kathedrale und dem Roten Platz zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Name der Basilius-Kathedrale

Unter ihrem offiziellen Namen „Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben“ ist die Basilius-Kathedrale kaum jemandem bekannt. Bis heute hält sich hartnäckig ihr inoffizieller Name, den sie Basilius dem Seligen, einem bei den Moskauern und dem Zaren gleichermaßen beliebten asketischen Gottesnarren verdankt, der in etwa zeitgleich mit dem Baubeginn der Kathedrale verstarb.

Die Geschichte der Basilius-Kathedrale

Die Geschichte der Kathedrale reicht zurück in das Jahr 1552 als die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit zu Ehren des Sieges des russischen Heeres in den Moskauer-Kasan-Kriegen über die Tataren errichtet wurde. Bereits drei Jahre später wurde die aus Holz gebaute Kirche abgetragen und im Auftrag des ersten Zaren Russlands, dem berüchtigten Iwan IV. „dem Schrecklichen“ mit dem Bau der Kathedrale begonnen.

Einer Legende nach stellte Iwan nach Vollendung des Bau im Jahre 1561 dem Architekten Jakowlew die Frage, ob er in der Lage wäre, nochmals eine so schöne Kathedrale zu bauen. Jakowlew antwortete, er könne noch viel schönere Kathedralen errichten. Daraufhin soll der Zar seinem Beinamen gerecht geworden sein und dem Architekten die Augen ausstechen lassen haben, damit er nicht anderswo etwas von vergleichbarer Schönheit errichten könnte. Die Legende ist allerdings frei erfunden, da Jakowlew später nachweislich viele Bauten in mehreren Städten errichtete, und auch die Kapelle zu Ehren Basilius des Seligen vier Jahre nach Iwans Tod in der Basilius-Kathedrale von Jakowlew selbst hinzugefügt wurde.

Besonders auffällig sind die neun Hauptkuppeln der Kathedrale, die sich alle in Aussehen und Farbgebung voneinander unterscheiden und deren höchste 115 Meter in den Moskauer Himmel ragt. Die Basilius-Kathedrale selbst ist jedoch ausschließlich aus einfachen roten Backsteinen erbaut und im Gegensatz zu vielen russischen Kirchen von außen nicht bemalt.

Ursprünglich hatte die Kathedrale ein gänzlich anderes Aussehen: Sie war weiß und alle Kuppeln mit Blattgold beschichtet. Im Zuge zahlreicher Restaurierungen im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Kathedrale jedoch immer wieder neu gestaltet. Die Kapelle zu Ehren des Basilius des Seligen, dem das Gesamtbauwerk seinen heutigen Namen verdankt, wurde im Jahre 1588 über dessen Grab an der östlichen Seite der Kathedrale errichtet. Im 17. Jahrhundert kamen weitere asymmetrische Nebengebäude hinzu, die Haupteingänge wurden überdacht und mit zahlreichen Verzierungen versehen, acht der goldenen Kuppeln wurden durch die heutigen ersetzt, und der einheitliche weiße Putz wich dem Zusammenspiel aus Weiß und Rot.

Die Architektur der Basilius-Kathedrale

Auf den ersten Blick erscheint die Basilius-Kathedrale wie ein bunter Wirrwarr aus Zwiebeltürmen, Treppenaufgängen, Galerien und Rundgängen. Da die Kathedrale noch dazu in keinem rechten Winkel zum Roten Platz steht, wirkt sie auf Fotos meist asymmetrisch, ja sogar etwas chaotisch. Vom Inneren betrachtet erkennt man hingegen eine starke Symmetrie. Die Hauptkirche ist als Viereck gebaut, über dem sich ein Achteck erhebt, das sich nach oben hin verengt und von einer goldenen Kuppel gekrönt wird. Vier mittelgroße Kirchtürme rund um die Hauptkirche sind achteckig und weisen in vier Himmelsrichtungen. Die vier kleinen Türme sind viereckig und liegen diagonal dazwischen, so dass der Bau einen achtstrahligen Sterngrundriss aufweist.

Der häufigen Verwendung der Zahlen vier und acht liegt die tiefe religiöse Bedeutung dieser beiden Zahlen im Mittelalter zugrunde. Die Vier ist die Zahl der Weltelemente und steht somit für alles Irdische. Die Acht verweist auf den Tag der Auferstehung Christi sowie auf den Tag des Weltgerichts und symbolisiert den Übergang zu einer höheren Sphäre der Welt. Die zwei sich überkreuzenden Quadrate der Basilius-Kathedrale, die einen achtstrahligen Stern bilden, symbolisieren die Festigkeit des Glaubens, die vier Evangelien, die zu allen Himmelsrichtungen, also in die ganze Welt predigen. Der Stern weist den Weg zum heiligen Jerusalem und verbindet Himmel und Erde.

Die Kirchen der Basilius-Kathedrale

Absolut einzigartig ist, dass sich unter jeder der neun Kuppeln der Basilius-Kathedrale eine eigene Kirche verbirgt. In der Mitte befindet sich die eigentliche Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche, gekrönt durch die goldene Kuppel. An jeder der acht Ecken schließt daran je eine weitere Kirche an, beginnend von Osten im Uhrzeigersinn: Die Kirche der Heiligen DreifaltigkeitKirche Alexander SwirskisKirche des Heiligen Nikolaus des WundertätersKirche Warlaam ChutynskisKirche des Einzugs in Jerusalem, Kirche Gregors des ErleuchtersKirche der Heiligen Cyprian und Justina und Kirche der Drei Patriarchen von Konstantinopel.

Die acht Kirchen stehen für die acht wichtigsten Schlachten um die Tataren-Hauptstadt Kasan. Einige der Kirchen waren jeweils nur für ein bestimmtes Mitglied der Zarenfamilie bestimmt. Unter Historikern umstritten ist die symbolische Bedeutung der Zwiebeltürme, in denen einige die Turbane der besiegten Tataren versinnbildlicht sehen.

Die geplanten Zerstörungen der Basilius-Kathedrale

Die Basilius-Kathedrale sollte im Lauf der Geschichte mehrmals zerstört werden. Napoleon soll von ihrer Erscheinung so beeindruckt gewesen sein, dass er sie mit nach Paris nehmen wollte. Als dies nicht funktionierte, soll er kurz vor der Flucht der französischen Truppen den Befehl zur Sprengung der Kathedrale gegeben haben. Ob ein plötzlich aufkommender Regen die Zündschnüre löschte oder die Franzosen in der Hektik des Rückzugs keine Zeit mehr für die Sprengung hatten, lässt sich heute nicht mehr klären.

Auch im Jahre 1936 stand es schlecht um die Basilius-Kathedrale. Bei der Umgestaltung des Roten Platzes zur Ermöglichung größerer Militärparaden stand die Kathedrale den Kommunisten im Weg und sollte deshalb abgerissen werden. Zum Glück wurde dies durch Stalin persönlich verhindert. Beim zweiten Abrissversuch rettete der Architekt und Restaurator Petr Baranowsky die Kathedrale. Als er damit beauftragt wurde, die Kathedrale abzumessen und einen Vorschlag für die Sprengung zu erarbeiten, weigerte sich Baranowsky. Er soll sich in der Kathedrale eingeschlossen und erklärt haben, mit ihr in die Luft gejagt werden zu wollen. Die Entschlossenheit des Restaurators zwang die Kommunisten, ihre Zerstörungspläne aufzugeben (Baranowsky wurde trotzdem bald darauf zu mehreren Jahren Haft in einem Arbeitslager verurteilt).

Die Basilius-Kathedrale als Museum

Seit der Machtübernahme durch die Kommunisten in den 1920er-Jahren wird die Basilius-Kathedrale nicht mehr als Gotteshaus genutzt, sondern hat den Status eines Museums und ist heute formal eine Filiale des Staatlichen Historischen Museums (dessen Hauptsitz direkt gegenüber am anderen Ende des Roten Platzes steht). Neben der eigentlichen Architektur, Fresken und Ikonostasen gibt es in der Kathedrale u. a. eine ständige Ausstellung von Waffen aus der Zeit Iwan des Schrecklichen und Russlands größte Glockensammlung zu sehen. Seit der Auflösung der Sowjetunion 1991 finden in der Kathedrale in unregelmäßigen Abständen jedoch auch wieder Gottesdienste statt.




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