Projekt Beschreibung

KAUFHAUS GUM




Beschreibung

Das Wichtigste zum Kaufhaus GUM in Kürze

Was Harrods für London und das Kaufhaus des Westens für Berlin ist, ist das Kaufhaus GUM für Moskau. Das die Ostseite des Roten Platzes dominierende GUM ist nicht nur ein reines Kaufhaus, sondern eine echte Sehenswürdigkeiten. Mit einer Fläche von rund 75.000 Quadratmetern, einer über 100-jährigen Geschichte und einer wunderschönen Architektur zählt das GUM nicht nur zu den größten, sondern auch zu den ältesten und schönsten Kaufhäusern Europas. Jeden Tag besuchen rund 30.000 Menschen das GUM, um hier einzukaufen, zu flanieren und zu staunen.

Die Geschäfte im GUM

Der Name GUM leitet sich vom Russischen „Glawny Uniwersalny Magasin“ ab – auf Deutsch übersetzt so viel wie „Universalkaufhaus“. Doch diese Bezeichnung ist ein wenig irreführend, denn im Gegensatz zum Londoner Harrods und dem Berliner Kaufhaus des Westens ist das GUM kein klassisches Waren- oder Kaufhaus, sondern ein Einkaufszentrum. Der 250 Meter lange und 88 Meter breite Innenraum des Gebäudes beherbergt auf drei Etagen rund 200 separate Ladenlokale entlang dreier glasbedachter Längspassagen und dreier Querpassagen sowie der über ihnen gelegenen, durch Brücken miteinander verbundenen Galerien in den beiden Obergeschossen.

Aufgrund der zentralen Lage des Hauses und der daraus resultierenden hohen Mieten für die Lokale richtet sich das Angebot der meisten Geschäfte heute vorwiegend an zahlungskräftige Kunden. So verwundert es kaum, dass im GUM das Who-is-who der internationalen Mode- und Luxusgüterwelt mit Flaghsip-Stores vertreten ist.

Die Außengestaltung des GUM

Das GUM-Gebäude wurde in den Jahren 1890 bis 1893 nach einem Entwurf des Architekten Alexander Pomeranzew und des Ingenieurs Wladimir Schuchow erbaut. Insgesamt wird das Gebäude dem sogenannten neo- oder pseudorussischen Stil zugeordnet, einer Stilrichtung des Historismus, für die eine Mischung aus russisch-traditionalistischer Baukunst des 15. und 16. Jahrhunderts mit neoklassizistischen, westeuropäischen Elementen typisch ist.

Der altrussische Einfluss ist vor allem an den Fassaden des Gebäudes zu sehen, die Pomeranzew in Anknüpfung an die Architektur der umliegenden Viertel, darunter die des Kremls und des benachbarten Historischen Museums, entwarf. Hierfür typisch sind insbesondere die großen, stilistisch an russisch-orthodoxe Kirchengebäude angelehnten Bogenfenster und die beiden spitzen Türme im Mittelbereich des Gebäudes, die an einige der Kremltürme erinnern. Allerdings lassen sich an den GUM-Fassaden zusätzlich einige Elemente der europäischen Renaissance erkennen, wie etwa die zahlreichen Ornamente im Bereich der Fenster sowie arkadenähnliche Portale an den Eingängen. Die Außenwände erhielten eine Verkleidung aus Granit, Marmor und Kalkstein. Am aufwändigsten wurde die Fassade zum Roten Platz hin gestaltet, in deren Mitte sich der zentrale Warenhauseingang befindet.

Die Innengestaltung des GUM

Im Gegensatz zu den Fassaden, die vornehmlich an die Traditionen altrussischer Baukunst anknüpfen, wurde der Innenraum des GUM in einem für Ende des 19. Jahrhunderts sehr modernen, an die europäische Architektur angelehnten Stil geschaffen und mit zahlreichen Stahl- und Glaselementen versehen. Für die damalige Zeit einzigartig und auch heute noch markant sind die transparenten, konkav geformten Dachkonstruktionen über den drei 250 Meter langen Längspassagen.

Ein markantes Element im Inneren des GUM ist der Springbrunnen, der sich im Mittelpunkt des Gebäudes, am Kreuzungspunkt der beiden mittleren Längs- und Querpassagen befindet. Er besitzt ein achteckiges Becken aus rotem Quarzit, dessen Mittelpunkt eine pilzförmige bronzene Konstruktion bildet. Genau über dem Gebäudemittelpunkt mit dem Springbrunnen nimmt die Glasdachkonstruktion eine Kuppelform an.

Die Geschichte des GUM

Vorläufer des GUM

Für ein Kaufhaus kann das GUM auf eine lange und sehr wechselvolle Geschichte zurückblicken. Wie aus diversen Urkunden hervorgeht, waren die Viertel unmittelbar östlich des Roten Platzes bereits vor dem 17. Jahrhundert vom Handel geprägt. Auch auf dem Platz selbst, der schon damals den zentralen Platz der Stadt darstellte, waren vielfach Verkaufsstände aufgestellt. Mit der Bevölkerungszunahme Moskaus im späten 18. Jahrhundert dehnte sich auch der Straßenhandel im Herzen der Stadt immer weiter aus; in der zweiten Jahrhunderthälfte glich bereits das gesamte Gelände zwischen dem Roten Platz und den östlich hieran angrenzenden Straßen einem riesigen Marktplatz.

Die ersten Handelshäuser

Erste Bestrebungen, die ungeordneten Handelsaktivitäten rund um den Roten Platz unter ein Dach zu bringen, gab es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In den 1780er-Jahren gelang es einigen besonders einflussreichen Moskauer Kaufleuten, eine Genehmigung des Zaren für die Errichtung eines zweistöckigen backsteinernen Bauwerkes östlich des Roten Platzes zu erwirken, damit dieser vom regen Handelstreiben, das auch die Zufahrt in den Kreml behinderte, entlastet werden konnte. Einige Jahre später entstand mit diesem ersten Handelsgebäude, in dem unzählige Verkaufsbuden untergebracht waren, der erste Vorläufer des heutigen Kaufhauses. Ungefähr zeitgleich wurde auch etwas weiter südlich ein ähnliches Handelsgebäude errichtet.

Die zweiten Handelshäuser

Die neu errichteten Handelshäuser überdauerten jedoch nicht lange. Obwohl sie nicht aus Holz, wie im damaligen Moskau üblich, sondern aus Backstein errichtet worden waren, brannten sie 1812 fast vollständig aus, als einige Stadtbewohner große Teile Moskaus beim Anrücken französischer Truppen im Krieg gegen Napoléon in Brand gesetzt hatten. Nach dem Krieg blühte der Handel jedoch schnell wieder auf und die Handelshäuser mussten wieder neu errichtet werden. In den Jahren 1814 bis 1815 wurde das obere Handelshaus an seinem alten Standort (an dem heute das GUM liegt) wieder hergerichtet und sollte von nun an für die nächsten Jahrzehnte den Mittelpunkt des Moskauer Handels darstellen. Auch dieser zweite GUM-Vorläufer bestand im Wesentlichen aus den repräsentativen Fassaden, die in ihrem Inneren sehr zahlreiche und größtenteils recht chaotisch angeordnete Ladenhäuschen beherbergte.

Obwohl das Handelshaus in massiver Bauweise errichtet war, wies es bereits wenige Jahre nach seiner Fertigstellung bauliche Mängel auf. Diese führten immer öfter dazu, dass bei starken Regenfällen Wasser in das Hausinnere eindrang und unzureichend abgedeckte Ware beschädigte. Da die einzelnen Verkaufsstände verschiedensten Eigentümern gehörten, war es äußerst schwierig, eine grundlegende Sanierung des Gebäudes zu koordinieren. Bereits gegen Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebäude in einem derart schlechten Zustand, dass eine Renovierung zwecklos erschien und ein Abriss die einzig verbliebene Möglichkeit war.

Der Bau des heutigen GUM

Den im Jahre 1889 veranstalteten Ideenwettbewerb für einen Neubau gewann der Entwurf des renommierten Petersburger Architekturprofessors Alexander Pomeranzew und des bis dato noch unbekannten Ingenieurs Wladimir Schuchow. Die Jury lobte den Entwurf als rational und wirtschaftlich und gleichzeitig architektonisch sehr gut harmonierend mit dem altrussischen Ensemble rund um den Moskauer Kreml. Den Kaufleuten gefiel an dem Entwurf insbesondere die vorgesehene gläserne Überdachung der Passagen, die an ähnliche, damals gerade in Mode kommende Handelspassagen in europäischen Metropolen wie Mailand, Paris oder Wien stilistisch anknüpfte. In Russland war eine solche Konstruktion bis dahin noch völlig unbekannt. Die Grundsteinlegung für den Neubau erfolgte 1890; drei Jahre später war der Bau fertiggestellt.

Die Eröffnung des GUM

Die Eröffnung des neuen Handelshauses im Herzen Moskaus war ein Großereignis, das auch über die Grenzen des Russischen Reichs hinaus auf Resonanz stieß. Neben dem neuartigen Glasdach, durch das viel Tageslicht in den Innenraum des Gebäudes eindrang, verfügten die Ladenzeilen über eine für die damalige Zeit sehr moderne Innenausstattung, die unter anderem eine Zentralheizung, mehrere elektrisch betriebene Lastenaufzüge und sogar ein hausinternes Kraftwerk zur Stromversorgung.

Binnen weniger Tage entwickelte sich das GUM zu einem Publikumsmagneten und einer touristischen Attraktion. Selbst wer sich einen Einkauf dort nicht leisten konnte, kam dorthin, um sich das neue Warenhaus der Superlative anzuschauen. Die Passagen im Erdgeschoss waren wie eine überdachte Flaniermeile, an der es auch im Winter sommerlich warm war.

Das GUM zur Zarenzeit

Vor allem aber kamen hier wohlhabende Bürger auf ihre Kosten. Die Angebotspalette der ursprünglich fast 350 Läden, die sich auf vier Ebenen einschließlich des Kellergeschosses verteilten, reichte von Süßigkeiten und Feinkost über Parfümerieerzeugnisse, Modeartikel, Uhren und Schmuck bis hin zu Möbeln und Sanitärtechnik. Erstmals in Russland kamen in den Handelsreihen Preisschilder zum Einsatz und leiteten damit den Übergang zu einer völlig neuen Handelskultur ein, die sich vom bis dahin üblichen Feilschen im Straßenhandel und kleineren Läden abhob. Neben fast allen möglichen Waren konnten die Kunden auf ein breites Angebot an begleitenden Dienstleistungen zurückgreifen, darunter Gepäckträger, mehrere Gastronomiebetriebe, eine Bankfiliale, ein Postamt, einen Friseursalon und sogar eine Zahnarztpraxis. Das Obergeschoss des Warenhauses beherbergte zudem eine Veranstaltungshalle, in der gelegentlich Konzerte und Kunstausstellungen stattfanden.

Über zwanzig Jahre lang, von ihrer Eröffnung bis zum Ende des Zarenreiches, war das Kaufhaus Mittelpunkt des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens Moskaus und galt aufgrund seines umfassenden, qualitativ hochwertigen Sortiments und des für die damalige Zeit vorbildlichen Services als eines der besten Warenhäuser weltweit.

Das GUM zur frühen Sowjetzeit

Mit der Oktoberrevolution 1917 und der Machtergreifung der Bolschewiki sollte sich das Schicksal des Kaufhauses zum Schlechteren wenden. Die neuen Machthaber begannen auch die Läden im GUM zu nationalisieren. Diese schlossen einer nach dem anderen, da selbst für kleinere Ladenbesitzer, die von der Zwangsenteignung zunächst verschont blieben, der Handel in den zunehmend leer werdenden Reihen nicht mehr lohnend war. In den 1920er-Jahren lebte der bis dahin fast vollständig zum Erliegen gekommene Handel im Kaufhaus wieder etwas auf, als die von Lenin initiierte Neue Ökonomische Politik privat betriebenen Handel erlaubte. Zur gleichen Zeit erhielt das Warenhaus seinen heutigen Namen „GUM“, der allerdings damals und während der gesamten Zeit des Sozialismus für „Gosudarstwenny Uniwersalny Magasin“, also „Staatliches Kaufhaus“, stand. Auch das Sortiment des GUM war in den 1920er-Jahren bei weitem nicht so reichhaltig und vornehm wie vor der Revolution. Es beschränkte sich im Wesentlichen auf Alltagsgegenstände sowie propagandistischen Bedarf wie etwa rote Fahnen oder Porträts der sowjetischen Staatsmänner.

Mit dem Ende der Neuen Ökonomischen Politik Anfang der 1930er-Jahre war jedoch endgültig Schluss mit dem Handel im GUM. Die Läden wurden geräumt und durch eine Reihe weiterer Staatsorganisationen belegt. Den Namen GUM behielt das Gebäude auch in dieser Zeit, obwohl es offiziell gar kein Warenhaus mehr war.

Das GUM zur späten Sowjetzeit

Von den deutschen Bombardements Moskaus im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont geblieben, war das GUM Ende der 1940er-Jahre dennoch einige Jahre lang vom Abriss bedroht, nachdem führende sowjetische Architekten jener Zeit im Auftrag Stalins einen Plan für eine riesige Skulptur zum Gedenken an den Sieg über Deutschland erarbeitet hatten. Da diese unmittelbar im Herzen der Hauptstadt stehen sollte, also am Roten Platz, der Platz selbst aber für Militärparaden und feierliche Demonstrationen frei bleiben sollte, war in diesem Plan die endgültige Schließung und der Abriss des Warenhauses vorgesehen. Kurz nach Stalins Tod 1953 wurde jedoch nicht nur der Abrissplan verworfen, sondern auch vom Ministerrat der UdSSR beschlossen, das GUM als Warenhaus wieder zu eröffnen. Dies geschah mündlichen Überlieferungen zufolge auf Initiative des Parteifunktionärs und späteren Staatschefs Nikita Chruschtschow, der das GUM als Vorzeige-Warenhaus wiederbeleben wollte. Sogleich begann die Renovierung des Gebäudes und der Umbau des Innenraums und am 24. Dezember 1953 konnte das GUM seine Tore wieder für den Publikumsverkehr öffnen.

Seinen Ruf als das Vorzeigewarenhaus des Landes behielt das GUM von der Wiedereröffnung bis zum Zerfall der Sowjetunion praktisch unangefochten. Während der für sozialistische Staaten typische Warenmangel noch bis Anfang der 1990er-Jahre dafür sorgte, dass in gewöhnlichen Läden, Kaufhallen und Warenhäusern des Sowjetreichs nur ein äußerst dürftiges Angebot an Konsumgütern vorzufinden war, existierte im GUM zur gleichen Zeit eine geheime, für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Abteilung, in der sich hochrangige Staatsbedienstete und ihre Angehörigen mit hochwertiger, teilweise aus dem Westen importierter Kleidung und anderen sogenannten Defizitwaren versorgen konnten. Überschüssige Bestände kamen dabei immer wieder, zur Freude der einfachen Konsumenten, in die allgemein zugänglichen Abteilungen. Dies wiederum führte dazu, dass sich jeden Morgen, noch Stunden vor der Öffnung, vor den GUM-Eingängen lange Warteschlangen bildeten, da sich viele einfache Bürger – oft aus anderen Städten der Sowjetunion extra angereist – dabei erhofften, die ein oder andere Mangelware zu ergattern.

Dass sich solche Szenen ausgerechnet im Herzen der sowjetischen Hauptstadt abspielten, gleich gegenüber des Kremls und des Lenin-Mausoleums, war insbesondere konservativ gesinnten Staatsmännern immer wieder ein Dorn im Auge und führte in den späten 1970er-Jahren sogar erneut zu Schließungs- und Abrissplänen für das Warenhaus. Laut einer modernen Sage hat das GUM damals seinen Erhalt nur der persönlichen Einmischung des Staatschefs Leonid Breschnew zu verdanken, dessen Ehefrau Viktoria Stammkundin einer dortigen Schneiderei war.

Das GUM nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion

Der Zusammenbruch der Sowjetunion und die darauffolgende Privatisierung des Staatseigentums in Russland leiteten für das GUM neue Zeiten ein. Die vormals staatlich betriebene Verkaufsfläche des Warenhauses wurde nach und nach an diverse private Einzelhandelsunternehmen vermietet. Der Name wurde den neuen Gegebenheiten angepasst: Die alte, gewohnte Abkürzung „GUM“ blieb zwar, steht seit 1990 jedoch für „Glawny Uniwersalny Magasin“, also „Hauptkaufhaus“ statt bisher „Staatliches Kaufhaus“.

Im darauffolgenden Jahrzehnt machte das GUM eine Entwicklung vom ehemals sozialistisch geprägten Warenhaus zu einem vornehmen Einkaufstempel durch. Auch das Gebäude selbst wurde von Ende der 1990er- bis Mitte der 2000er-Jahre umfassend renoviert und seine Innenausstattung erneuert. Heute zählt das GUM zu den schönsten und luxuriösesten Einkaufstempeln der Welt. Selbst wer nicht vor hat, sein Reisebudget mit einem Einkaufsbummel im GUM zu schmälern, sollte durch die Passagen des Kaufhauses spazieren. Denn die schiere Größe und die eindrucksvolle Architektur machen einen Besuch des GUM auch abseits einer Einkaufstour absolut lohnenswert.




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