ALTER JÜDISCHER FRIEDHOF

Beschreibung

Das Wichtigste zum Alten Jüdischen Friedhof in Kürze

Der Alte Jüdische Friedhof im Stadtteil Josefov ist einer der beiden bekanntesten jüdischen Friedhöfe von Prag und einer der historisch bedeutendsten jüdischen Friedhöfe in Europa. Er liegt im ehemals jüdischen Viertel der Prager Altstadt und geht auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Trotz seiner kleinen Fläche von nur ca. einem Hektar enthält er über 12.000 Grabsteine und vermutlich die Gebeine von rund 100.000 Menschen. Ein Spaziergang über den Friedhof mit seinen vielen Hügeln und seinen in- und aufeinandergeschobenen Grabsteinen ist ein Erlebnis mystischer Art.

Die Geschichte des Alten Jüdischen Friedhofs

1478 wurde der Judengarten in der Prager Neustadt, der wahrscheinlich älteste der jüdischen Friedhöfe in Prag, durch König Wladislaw II. Jagiello geschlossen. Damit wurde der bereits bestehende Friedhof in Josefov bis 1787 zur Hauptbegräbnisstätte der Prager Juden. Als auch in Prag die Begräbnisse in der Innenstadt durch Kaiser Joseph II. verboten wurden, ging die jüdische Gemeinde 1787 dazu über, ihre Toten auf dem Friedhof im Stadtteil Žižkov beizusetzen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde schließlich in Žižkov eine kommunale Nekropole für Prag geschaffen. Unmittelbar daneben erwarb die jüdische Gemeinde ein großes Grundstück und legte dort 1890 einen neuen Friedhof mit an, der noch heute genutzt wird.

Der Alte Jüdische Friedhof entspricht bis heute nahezu seinen mittelalterlichen Ausmaßen, da es im jüdischen Ghetto keine Erweiterungsmöglichkeiten kam. Da der jüdische Glaube eine Auflösung von Gräbern verbietet, wurden die Verstorbenen aus Platzmangel in bis zu zwölf Schichten begraben. Über die Zeit führte das zur Bildung vieler Hügel, die wiederum die Grabsteine in- und aufeinanderschoben. Diese bizarre Anmutung macht einen Spaziergang auf dem Alten Jüdischen Friedhof zu einem gewissermaßen mystischen Erlebnis.

Das mit einer hohen Mauer umfriedete, verwinkelte Grundstück liegt zwischen der Pinkas- und der Klaus-Synagoge. Auch die Altneu- und die Maisel-Synagoge befinden sich ganz in der Nähe. In die Umfriedung hat man 1866 einige gotische Grabsteine eingemauert, die vom aufgelassenen Judengarten stammen.

Die Grabinschriften auf dem Alten Jüdischen Friedhof

Die Grabinschriften und die vielen Symbole auf dem Grabsteinen sind heute noch ein eindrückliches Zeugnis des Lebens im Prager Ghetto. Nicht nur Geburts- und das Todesdatum der Menschen sind auf den Steinen ersichtlich. Auch vieles von dem, was das Leben der Verstorbenen geprägt hat, lässt sich hier ablesen. So wurden beispielsweise Funktionen innerhalb der Gemeinde, besondere Eigenschaften und vollbrachte Wohltätigkeiten in Stein gemeißelt. Auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten biblischen Stamm ist oft festgehalten. So waren im Stamm der Kohen die Mitglieder häufig Priester, deren Symbol die segnende Hände sind. Die Leviten, die Dienste im Tempel verrichten durften, hatten den Krug als Symbol.

Auch allgemeine jüdische Symbolik findet sich auf vielen Grabsteinen, wie beispielsweise die Weinrebe, die Fülle verkörpert oder die Krone, die Gelehrtheit versinnbildlicht. Häufig wurden auch Namen durch Pflanzendarstellungen oder Tierplastiken versinnbildlicht, wie z.B. Hirsche, Blumen oder Löwen. Ebenso sind die Berufe vieler Bestatteten heute noch anhand der Grabsymbole erkennbar. Eine Schere weist beispielsweise auf einen Schneider hin, ein Mörser auf einen Apotheker und eine Geige auf einen Musiker.